Die Rheintaler Gemeinden entwerfen derzeit ergänzend zum Planungs- und Baugesetz des Kantons St. Gallen lokale Entwicklungskonzepte und Baureglemente. Lokale Naturschutzorganisationen sehen das als Chance, den Natur- und Umweltschutz zu fördern.
«Jetzt haben wir die Chance, in der Neugestaltung des Baureglements vieles besser zu machen. Die Bauerei darf nicht mehr auf Kosten der Natur gehen», sagt Tobias Schmidheini vom Verein Balger Natur.
Unter seiner Leitung haben sich lokale Naturschutzorganisationen und Privatpersonen von Thal bis Rüthi zusammengetan, um sich für Anliegen rund um die Natur einzusetzen.
«Umgebungsgestaltung muss angepasst werden»
Die Naturschützer haben den Rheintaler Gemeinden ein Dossier zukommen lassen, in dem sie beschreiben, was im Baureglement verankert werden sollte: Heisse Kiesdächer, sterile Steingärten, Kunstrasen, Neophyten (nicht einheimische, invasive Pflanzen) und mehr sollen nicht mehr erlaubt sein.
Der Wald bedeckt rund ein Drittel der Kantonsfläche. Mehr als 40 Prozent der bei uns vorkommenden Tiere und Pflanzen – somit über 30'000 Arten – sind auf den Wald als Lebensraum angewiesen.
Der Wald ist überraschend vielfältig! Über 30'000 Pflanzen- und Tierarten haben im Wald ihr Zuhause. Eine lange Tradition des naturnahen Waldbaus sorgt für eine Vielfalt an Lebensräumen und ökologischen Strukturen. Der Zustand der Biodiversität in der Schweiz insgesamt ist aber unbefriedigend; auch im Wald bestehen gewisse Defizite. Mit gezielten forstlichen Massnahmen gilt es die Waldbiodiversität zu erhalten und zu fördern, denn der Wald soll ein Hotspot der Biodiversität bleiben. Waldeigentümer und Forstdienst legen sich für die Waldbiodiversität ins Zeug!
Kanton St.Gallen übernimmt nationalen Schwerpunkt
Das Bundesamt für Umwelt BAFU setzt im Jahr 2020 zusammen mit den Kantonalen Forstdiensten einen Schwerpunkt bei der Waldbiodiversität:
Der Wald ist zentral für die Biodiversität
Der Wald liebt das Chaos – Totholz im Wald ist gut für die Biodiversität
Ein vielfältiger und artenreicher Wald ist besser auf den Klimawandel vorbereitet
Naturnahe, nachhaltige Nutzung – die Biodiversität dankt’s
Rheintaler Naturschutzvereine fordern mehr Natur- und Umweltschutz bei der Ortsplanung und der Neugestaltung der Baureglemente
Unter der Leitung unseres Co-Präsidenten Tobias Schmidheini trafen sich am 10. Juni 2020 – coronakonform – 28 Vertreter der Rheintaler Naturschutzgruppen von Thal bis Rüthi im evang. Kirchgemeindehaus in Heerbrugg. Ziel dieses und weiterer Treffen war, gemeinsam Natur-/ Umweltschutz-Richtlinien und Vorschläge zu erarbeiten, welche für die Ortsplanung im St. Galler Rheintal wegleitend sein soll. Die lokalen Naturschutzorganisationen sehen in diesen eine grosse Chance, um mit den Planungsarbeiten Antworten auf absolut dringende Zukunftsherausforderungen zu finden. Lokal verantwortungsbewusst zu handeln, sind wir unseren Nachkommen schuldig!
Der Fokus liegt auf folgenden Herausforderungen:
• Verlust an Biodiversität
• Klimaveränderung mit vermehrten langen Trocken- und Hitzeperioden und sintflutartigen Regenmengen
Die aktuellen Planungsarbeiten müssen diese riesigen Herausforderungen ernst nehmen, einbeziehen und alles daransetzen, dass für die nächsten Jahrzehnte eine wirklich nachhaltige Entwicklung vorangetrieben wird. Ökologische und Naturschutzanliegen sind ebenso ernst zu nehmen wie die ökonomischen und sozialen. Denn Naturschutz ist Menschenschutz!
Noch nie haben sich in unserer Region die Naturschutz-Vertretungen zusammengeschlossen, um ein Anliegen gemeinsam einzubringen und voranzutreiben. Dass dies unter der Leitung von Tobias Schmidheini gelungen ist, ist ein Zeichen für die Dringlichkeit des Themas.
Mit der Gestaltung der Planungsgrundlagen und der neuen Baureglemente haben wir die einmalige Chance, mit wenig Aufwand viel Gutes zu tun. Unsere Forderungen sind realistisch, zeitgemäss, nötig und zukunftsgewandt. Sie sind nicht aus der Luft gegriffen und absolut umsetzbar. Viele Städte in der Schweiz haben die beiliegenden Ideen bereits im Baureglement verankert. Und - ist es nicht bedenklich, dass Städte, wie Zürich heute biodiverser sind als die ländlichen Gemeinden des Rheintals?
Es ist Zeit, zu handeln. Die Anliegen der Biodiversitätsförderung müssen prominent Einlass in die revidierten Entwicklungskonzepte und Baureglemente erhalten, denn die Klimapolitik und Biodiversitätsförderung beginnt lokal, im Siedlungsgebiet vor der Haustüre und in der unmittelbaren Umgebung. Das Rheintal wird wegen der Innovationskraft der Bevölkerung gelobt. Wie wäre es, die Chance zu nutzen, gemeindeübergreifend und vereint zu einem Musterbeispiel für die Biodiversitätsförderung zu werden?
Unter der Leitung von Tobias Schmidheini organisierte der Verein «Balger Natur» am Mittwoch 12. August einen Dorfrundgang und besuchte fünf naturnahe Gärten in Balgach.
Die zahlreiche Schar traf sich zuerst an der Kornstrasse bei Milly Hug, welche ihr kleines Paradies vorstellte und uns mit vielen wertvollen Tipps bereicherte. Danach erkundeten wir die «wilde» Naturoase mit Gemüse, Früchten, Wildpflanzen und Bäumen von Bruno und Fernanda Wild. Auf einer sehr grossen Fläche bieten sie ein Zuhause für verschiedene Insektenarten und gefährdete Tiere. Mit dem Velo fuhren wir weiter zu Silvia und Kuno Kuster an die Breitestrasse, welche mit einem sehr abwechslungsreichen, wunderschönen, bunten und riesigen Garten auf uns wartete. Der selbstgemachte Haustee mit Kräutern und Rosenblättern war ein Genuss. Um ca. 20.30 radelten wir zum «Show Garden» von Anouchka und Alex Lototzky. Den Garten durften wir frei besichtigen, dabei überzeugte vor allem die moderne Kombination von verschiedenen natürlichen Elementen, wie Pflanzen, Kies, Wasser, Metall und Holz. Unerwartet schlossen wir den Abend im fünften Garten von Denise und Tobias Schmidheini ab. Bei einer kleinen Einführung über das Imkern erfuhren wir, dass es Ihnen nicht in erster Linie um grosse Honigerträge geht, sondern um die Entwicklung der Bienen-Stämme. Das Wetter spielte super mit und wir durften einen wunderbaren, gemütlichen Abend mit «Balger Natur» Mitgliedern, Nichtmitgliedern und Gemeindevertretern verbringen. Es freut uns, dass die Natur vielen am Herzen liegt und motiviert uns weitere ähnliche Veranstaltungen durchzuführen.
Wer kennt ihn nicht den Schmetterlingsflieder, die Goldrute und den Kirschlorbeer. In einem typischen Schweizer Garten gibt es viele Neophyten. Zum Beispiel setzt man die Thujahecke gerne als Sichtschutz ein. Neben der Tatsache, dass Neophyten für einheimische Tiere oft nutzlos sind, stellt ein Grossteil dieser «exotischen» Pflanzen keine grösseren Probleme dar. Viele haben sich «integriert». Manche Pflanzenarten breiten sich jedoch so stark aus, dass sie Schäden anrichten und einheimische, nützliche Pflanzen verdrängen. Bei diesen Arten spricht man von INVASIVEN NEOPHYTEN (= gebietsfremde Pflanzen).
Wo sind die FARBENFROHEN Schmetterlinge geblieben?
Sind wir in unserer Kindheit im Frühling
noch ganz idyllisch von Schmetterlingen
begrüsst worden, hält man
mittlerweile vergebens nach ihnen
Ausschau. Von Mai bis September ist
in der Schweiz eigentlich Schmetterlings-
Zeit. Doch diese Bilder werden
immer seltener, weil es immer weniger
Lebensraum für die bunten Falter
gibt.