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DIE SPINNE

Schlüsselkomponente von Ökosystemen

Viele gruseln sich vor ihnen – doch Spinnen sind unverzichtbar und wichtig für den Menschen. Es lohnt sich also, sich ihr bewusst mit Respekt und Interesse zu nähern. Mehr als 60.000 Arten sind bisher weltweit bekannt. Sie leben in Wiesen, Wäldern, im Gebirge und in Wüsten, in Höhlen und auf Gletschern, an Küsten und sogar im Süsswasser.
Weil Spinnenpopulationen überall auf dem Festland vorkommen und eine hohe Dichte aufweisen, stellen sie eine Schlüsselkomponente von Ökosystemen dar. Als Insektenräuber sind sie ein zentraler Regulator bei der natürlichen Kontrolle und sie sind wichtige Nützlinge in der Landwirtschaft. Die europäischen Spinnen sind für den Menschen ungefährlich.

Spinnennetze zum Beutefang

Es gibt sie in unterschiedlichen Formen, die Konstruktion begeistert uns Menschen immer wieder und doch will sie keiner von uns in der Wohnung haben - Spinnennetze. Der Grund für das Weben eines solch komplexen Netzes ist vor allem der Beutefang der Spinnen. Mit einer Spinnwarze am Hinterleib der Spinnentiere erstellen die kleinen Tiere Fäden, die dann zu einem Spinnennetz gewoben werden. Ein solches Spinnennetz ist so stabil, dass es Insekten im Flug auffangen kann ohne zu reissen. Diese Insekten bleiben dann im Netz hängen und stellen die Nahrungsquelle für Spinnen dar.

So vermehren sich Spinnen

In der Balzzeit der Spinnen, also in der Zeit in der sich die Tiere vermehren, suchen sich die männlichen Spinnen-Weibchen zur Befruchtung. Nach der Befruchtung sterben die Männchen meist, während die Weibchen den Samentropfen des Männchens speichern. Nach der Übertragung des Samens spinnt das Weibchen aus Spinnenseide einen Kokon. Erst dann erfolgt die Befruchtung der Eier, die anschliessend im Kokon abgelegt werden.

Eine Spinne - Acht Beine, mehrere Augen

Der Körper einer Spinne besteht aus zwei Teilen - dem Vorder- und dem Hinterleib. An dem Körper der Spinne befinden sich, wie allseits bekannt, 8 Beine. Neben 8 Beinen besitzt die Spinne auch aussergewöhnlich viele Augen. Die 6 bis 8 Augen sind bei den unterschiedlichen Arten immer anders angeordnet. Trotz der vielen Augen ist aber das Sehvermögen von Spinnen nicht gut ausgeprägt.

Spinnenbiss - Eine Gefahr für den Menschen?

Zu einem Spinnenbiss kommt es nur sehr selten und hauptsächlich, wenn die Tiere sich bedroht fühlen. Die Spinnen beissen dann mit ihren Beisswerkzeugen zu und geben Gift ab, das in den meisten Fällen jedoch nicht sehr stark konzentriert ist. Dadurch sind Spinnenbisse von heimischen Spinnen unbedenklich.

Opfer von Fake News

Die Achtbeiner haben in unserem Kulturkreis jedoch oft einen schlechten Ruf. Vorurteile und Unkenntnis führen dazu, dass Spinnen fälschlicherweise für alles Mögliche verantwortlich sein sollen. Im vergangenen Jahr beschrieben italienische Mediziner im Open-Access-Journal „Case Reports in Emergency Medicine“ den ersten Todesfall in Europa aufgrund eines Spinnenbisses.
Demnach wurde eine 65-jährige Patientin mit Fieber und einer grossen Wundfläche an der Hand in die Notfallaufnahme des Spitals gebracht. Rückfragen im Giftzentrum in Mailand und die Krankenakte würden allerdings deutlich zeigen, dass die Frau gar keinen Kontakt mit der im Bericht genannten giftigen Europäischen Braunspinne Loxosceles rufescens gehabt habe, sondern vermutlich an den Folgen einer Streptokokken-Infektion starb. Jährlich gibt es weltweit ein bis zehn Todesfälle – bei einer Bevölkerung von rund sieben Milliarden Menschen. Die gefährlichsten Gliederfüsser sind Skorpione mit mehr als 6000 Todesfällen, gefolgt von Bienen und Wespen mit über 1200 Fällen.

ARACHNOPHOBIE

DIE ANGST VOR SPINNEN

Es gibt Menschen, die ekeln sich beim Anblick einer Spinne nicht nur ein bisschen, sondern verfallen regelrecht in Panik. Das ist nicht gespielt und eine ernst zu nehmende Angststörung. Lernen Kinder die Furcht von ihren Eltern?
Die Angst vor Spinnen, auch Arachnophobie genannt, gehört zu den spezifischen Phobien. Die Betroffenen haben also Angst vor einer bestimmten Sache – in diesem Fall vor einer Spinne. Sie reagieren bei dem Anblick oder allein dem Gedanken daran völlig panisch. Die Arachnophobie ist die weltweit am meisten verbreitete spezifische Phobie, es gibt also viele Betroffene. Warum?

Theorie I

Ein evolutionsbiologischer Ansatz geht davon aus, dass unsere frühen Vorfahren mit gefährlichen Spinnen zu tun hatten – sie mussten sich also in Acht nehmen. Diese Vorsicht könnte über Generationen vererbt worden sein.

Theorie II

Manche Forscher vermuten, dass die Fortbewegungsart der Spinnen die Panik auslöst: Spinnen machen keine Geräusche, bewegen sich sehr schnell und können auf Menschen klettern.

Theorie III

Die von Psychologen favorisierte, ist das Modelllernen. "Kinder lernen durch das Verhalten ihrer Eltern: Oh, eine Spinne, da muss man aufpassen, die ist eklig! Das hält sich oft bis ins Erwachsenenalter und wird schlimmstenfalls zur Phobie.

Ein bewusster Umgang ist die beste Prävention

Damit eine Arachnophobie gar nicht erst entsteht, sind vor allem die Eltern gefragt. Sie sollten ihren Kindern vermitteln, dass Spinnen ein Teil der Natur und nicht gefährlich sind. "Wichtig ist, dass Eltern keine Vermeidung vorleben, sie sollten vor den Kindern nicht panisch reagieren und souverän mit der Situation und der Spinne umgehen", sagt Psychotherapeutin Krämer.  

Und übrigens woher kommt
«spinnst du»?

Das kommt aus den Anfängen der Psychiatrie. In den ersten "Irrenhäusern" (wie man damals noch sagen durfte) wurden die Insassen oft mit einfachen Handarbeiten beschäftigt, wozu auch spinnen und weben gehörte. Früher nannte man die Irrenanstalt auch schon mal die "Webstube" und ihre Insassen "Webstübler". Analog dazu ist ein Insasse der "Spinnstube" eben ein "Spinner". Mit dem Tier (Spinne) hat das aber gar nichts zu tun.